ostend
2011

Das Frankfurter Ostend durchläuft zur Zeit eine Metamorphose. Nicht erst mit dem Neubau und dem künftigen Zuzug der Europäischen Zentralbank ändert sich sein Charakter vom Arbeiterviertel hin zu einem Dienstleistungsbezirk, geprägt durch teure Eigentumswohnungen und Luxussanierungen. Hierin sind sich das Westhafengebiet beziehungsweise Gutleutviertel und die Gegend in der Nähe des Osthafens strukturell ähnlich. Es war Anlass für mich, das Ostend flanierend zu erkunden, um das Charakteristische des Viertels einzufangen, das keine Zukunft mehr zu haben scheint. Zu sehen sind Häuserwände, Rollläden, Fenster, Balkone, Hausnummern, die – versatzstückartig arrangiert – ein Mosaik von fragmentarischen Bildern ergeben. Durch das Aneinandersetzen ähnlicher Fragmente werden Bezüge hergestellt, der urbane Raum verwandelt sich in grafische, farblich miteinander korrespondierende Oberflächen. Zentral ist, den Blick auf das zu richten, was üblicherweise keines Blickes gewürdigt wird: Die mitunter morbide Atmosphäre schmutziger Fassaden und zugemauerter Hauseingänge. Doch soll dies keinesfalls als Voreingenommenheit missverstanden werden. Im Gegenteil. Es geht um die melancholische Schönheit dessen, in dem sich die Zeit sedimentiert hat und das doch im Verschwinden begriffen ist.

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